Legasthenie ist, genau wie Dyskalkulie eine so genannte Teilleistungsstörung. Dies bedeutet, dass der für das Lesen und Schreiben bzw. das Rechnen zuständige Teil des Gehirns in seiner Funktion gestört ist. Diese Störung ist angeboren und hat rein gar nichts mit Dummheit oder Faulheit zu tun. Im Gegenteil, die betroffenen Menschen sind meistens sehr begabt. Vieles deutet darauf hin, dass Legasthenie und Dyskalkulie vererbt werden.
Ähnliche Symptome aber andere Ursachen haben dagegen die Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) oder Rechenschwäche (RS). Hierbei handelt es sich nicht um angeborene, sondern um so genannte erworbene Schwächen, die vollständig behoben werden können. Mögliche Ursachen können Lerndefizite sein aufgrund von Schulwechsel, längerer Erkrankung, emotionalen Problemen (z.B. Tod oder Trennung in der Familie) oder Aufmerksamkeitsstörungen wie AD(H)S. Auch diesen Kindern kann mit einer Lerntherapie geholfen werden, das Versäumte lässt sich jedoch auch mit guter und geduldiger Nachhilfe aufholen.
Die Kinder haben eine andere Sinneswahrnehmung
Nicht so bei Kindern mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie. Oft haben sie eine andere Sinneswahrnehmung. Aufgrund der andersartigen Vernetzung einiger Nervenzellen im Gehirn hören, sehen oder fühlen sie Dinge in ihrer Umgebung anders. So kann ein Kind mit einer visuellen Wahrnehmungsstörung Probleme in der Raumorientierung (oben/unten, rechts/links) haben. Dies hat Verwechslungen von b/d, p/q, ei/ie etc.zur Folge. Manche Kinder mit einer auditiven Wahrnehmungsstörung können möglicherweise ähnlich klingende Anlaute nicht unterscheiden (Kröte/Flöte) oder den Unterschied zwischen langen und kurzen Vokalen nicht hören (Beeren/Bären). Kinder mit einer Dyskalkulie haben keine Vorstellung von der Welt der Zahlen. Sie können mathematische Sachverhalte nicht verstehen und entwickeln deshalb meist eine ganz eigene Logik im Bereich der Mathematik.
Es gibt nicht das eine Merkmal und keine typischen Fehler…
Es gibt nicht das eine Merkmal und keine typischen Fehler. Die Symptome sind vielfältig und bei jedem Kind individuell. Aber es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine Legasthenie oder Dyskalkulie hindeuten können, zum Beispiel…
beim Lesen und Rechtschreiben
- Ihr Kind übt viel und macht dennoch viele Fehler,
- vertauscht oder verdreht Buchstaben,
- lässt Vokale oder Endungen aus,
- liest langsam, ratend und stockend,
- versteht nicht den Inhalt dessen, was es gelesen hat.
beim Rechnen
- Ihr Kind rechnet zählend und benutzt dabei Finger oder andere Hilfsmittel,
- verwechselt Vorgänger und Nachfolger,
- hat Probleme beim Zehner- oder Hunderterübergang,
- hat keine Vorstellung von Mengen, Zeit, Maßen und Längen, Gewichten.
im Verhalten
- Ihr Kind vermeidet oder verweigert Hausaufgaben,
- Konflikte und Tränen bei den Hausaufgaben sind häufig,
- Ihr Kind kann sich oft schlecht konzentrieren, ist leicht abgelenkt,
- traut sich immer weniger zu,
- ist oft scheinbar grundlos traurig,
- hat häufig Kopf- oder Bauchweh, Appetit- oder Einschlafstörungen,
- möchte oft nicht in die Schule gehen,
- zieht sich von anderen Kindern zurück,
- kaspert im Unterricht viel herum.
Eine individuelle Lerntherapie ist nötig
Legasthenie oder Dyskalkulie sind nicht heilbar, wachsen sich nicht aus und „der Knoten platzt auch nicht von allein“. Eine gezielte, individuelle Lerntherapie ist nötig, damit das Kind Lesen, Schreiben oder Rechnen lernt und ein kontinuierlicher Schulbesuch gewährleistet wird. Neben einem einfühlsamen Elternhaus brauchen diese Kinder sowohl professionelle Hilfe außerhalb der Schule als auch die Unterstützung in der Schule durch verständnisvolle Lehrkräfte und Nachteilsausgleich.
Eine nicht therapierte Legasthenie oder Dyskalkulie führt unvermeidlich zu psychischen Problemen.